Kantaten IV bis VI mit der Kantorei, Solisten und dem Philharmonischen Kammerorchester Dresden
Langsam nähert sich der Weihnachtsfestkreis seinem Ende. Die Weihnachtslieder sind verklungen, Christbäume und Lichter schmücken aber noch unsere Wohnungen. In vielen Gemeinden steht nach dem Neujahrsfest der sogenannte »zweite Teil« des Weihnachtsoratoriums von Johann Sebastian Bach auf dem Programm. Gestern waren die Kantaten IV bis VI in der Lukaskirche zu hören. Neben dem großen Kantoreichor (incl. der Kurrende) waren Barbara Christina Steude (Sopran), Julia Böhme (Alt), Oliver Kaden (Tenor / Evangelist) sowie Meinhardt Möbius (Baß) und das Philharmonische Kammerorchester Dresden beteiligt. Manche der letzteren haben die Kantaten am kommenden Wochenende (Sonnabend) noch einmal auf den Pulten, wenn der Kreuzchor sein Weihnachtsoratorium vollendet.
Die Solisten des Abends waren sehr gut, teilweise vorzüglich, wie Oliver Kaden, der einen lyrischen Tenor hat, einen schlanken Ton zu gestalten weiß, aber gleichermaßen zur kleinen Zahl der erlesenen Evangelisten zählt. Wenn er einmal – wie im Rezitativ »Und ließen versammeln« (Kantate V) – beides benötigte, konnte er mühelos die Stile verbinden, wobei er jederzeit ein emphatisch beteiligter Erzähler blieb.
Diese Empathie war auch im Sopran und Alt zu spüren. Während Julia Böhme mit einfühlsam dunklen Tönen schattierte, durfte sich Barbara Christina Steude bis in höchste Höhen schwingen, was ihr schließlich einiges abverlangte, zunächst aber (Echo-Arie) eine glitzernde Orientierung für Heinrich Rammelt war, der als Knaben-Sopran für das Echo sorgte. Auffallend schön waren die gepflegten Rezitative – Meinhardt Möbius kam dem Evangelisten hier nahe.
Der Chor der Kantorei umfaßt viele Mitglieder. Kantorin Katharina Pfeiffer hatte viel Wert auf Ausdruck und Gestaltung gelegt. Im Chor »Dein Glanz all Finsternis verzehrt« unterstrich die Dynamik den Kontrast von trüber Nacht, welche in Licht verkehrt wird. Dabei galt die alte »Regel«, daß die Gemeinde schleppend singt, nicht: mit Ausnahme des a cappella vorgetragenen Chorals »Ich steh an deiner Krippen hier« waren die Tempi recht flott.
Das Philharmonische Kammerorchester (KM Wolfgang Hentrich) ergänzte diesen Eindruck versiert, unterstrich gerade in der sechsten Kantate mit den Blechbläsern den Lichtglanz – noch bis zum Fest der Taufe darf das Weihnachtfest gefeiert werden.
6. Januar 2020, Wolfram Quellmalz