In Trio und Duo

Kammerabend der Sächsischen Staatskapelle

Mancher mag sich gewundert haben, daß der Kammerabend zum 200. Geburtstag von Clara Schumann am Donnerstag, also im Jahr 2020 stattfand, da lag der Geburtstag doch bereits etwa ein viertel Jahr zurück. Doch Beethovens 250. Jubiläum haben wir ja auch mit einem Vorsprung von 366 Tagen begonnen …

Daß es nicht um Zahlenarithmetik ging, war im ausverkauften Opernhaus bald zu spüren. Vielmehr konnte man Kammermusik in erlesener Qualität erleben. Zu den Kapellmitgliedern Céline Moinet (Oboe), Matthias Wollong (Violine) und Norbert Anger (Violoncello) gesellte sich Pianist Florian Uhlig, der mit Céline Moinet und Norbert Anger 2017 bereits eine Schumann-CD mit Kammermusik von Robert und Clara aufgenommen hatte.

Daraus erklangen zu Beginn die Drei Romanzen für Violine und Klavier Opus 22 von Clara Schumann in einer Bearbeitung für Oboe. Der »Tausch« des Instrumentes scheint naheliegend, nicht nur, weil auch Robert Schumann seine Phantasiestücke für Violine oder Oboe schrieb oder weil schon zur Vivaldi-Zeit die Oboe gleichermaßen Soloinstrument war wie die Violine, sondern, weil beide virtuos wie lyrisch gespielt werden können. Céline Moinet, die sich bald in die Babypause verabschiedet, bewies vor allem Einfühlungsvermögen mit feiner Phrasierung, ihr Klavierpartner stand ihr dabei in nichts nach. Die Eleganz der Aufnahme erreichten beide zwar nicht, dafür traten die lyrischen Qualitäten hervor, zauberten aus dem Andante molto ein Lied ohne Worte. Das dritte Stück, »Leidenschaftlich schnell«, war von bestechender Eloquenz.

Als zentrale Stücke des Abends erwiesen sich die beiden Klaviertrios der Schumanns. Obwohl sie nicht in direkter Folge erklangen, zeigte sich einmal mehr, daß sich Claras Opus 17 nicht zu verstecken braucht, selbst wenn man im später entstandenen Trio ihres Mannes eine größere Meisterschaft entdecken mag. Dabei wäre die Meisterschaft so oder so verloren, würde sie bei der Ausführung fehlen. Matthias Wollong, Norbert Anger und Florian Uhlig erwiesen sich als Trio par exellence, das sich mit festen Ensembles messen kann. Im Scherzo schien ein Nocturne versteckt, während im abschließenden Allegretto mit gezupften Streichern und perlenden Obertönen im Klavier eine heitere Beschwingtheit erwachte. Allein der Schlußakkord hätte für eine Lehrstunde genügt – ihn gediegen ausklingen lassen bedarf weder Beschleunigung noch dynamischer Betonung!

Fünf kurze Duos des Dresdner Konzertmeisters François Schubert mit Matthias Wollong und Florian Uhlig sorgten für eine Atempause. Neben der Beschaulichkeit enthielten die hübschen Stücke bildhafte Miniaturen inclusive einer Biene (»L’Abeille«) – lange vor Rimsky-Korsakovs »Hummelflug«.

Robert Schumanns erstes Klaviertrio (d-Moll, Opus 63) beschloß den Abend. »Mit Energie und Leidenschaft« war hier freilich mit einer nochmals gesteigerten Schwärmerei verbunden, die sich aus der innigen Verbundenheit der Instrumente gerade in tieferen Lagen und dem darüber liegenden Jubilieren des jeweiligen »Solisten« ergab. Im ersten Satz sorgten Flageolett (Violoncello) und ein bezaubernd perlendes Klavier (trotz vollständig geöffneten Deckels!) für beinahe impressionistische Imagination. Die Sanftmut und das düstere Ahnen des dritten Satzes ließen die drei Musiker direkt ins Feuer des Finales übergehen, gaben der Gediegenheit jedoch den Vortritt.

10. Januar 2020, Wolfram Quellmalz

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