Mit Mozart nach Paris

Elbland Philharmonie spielt farbenreiches Konzert in der Pirnaer Marienkirche

Bevor im Oktober die Reihe der Sinfoniekonzerte wiederaufgenommen wird, ist die Elbland Philharmonie mit dem »Elbsommer« präsent. Am frühen Sonntagabend standen die Namen Wolfgang Amadé Mozart, Jules Massenet und Claude Debussy auf dem Programm, aber auch Ekkehard und Alma Klemm. Der eine ist der Chefdirigent des Orchesters, die andere seine Tochter und eine ausgezeichnete Harfenistin, die in ganz Europa mit großen Orchestern, Dirigenten und Solisten zusammenarbeitet. Eine Familiäre Attitude hatte das Konzert insofern nicht, obwohl es das erste Mal war, daß sich beide – außerhalb der Hochschule – beruflich begegneten. Im Gegenteil war es höchst professionell.

Zunächst begab sich das Orchester auf den Weg nach Paris. Ausgangspunkt war Salzburg, wo Mozart seine Sinfonie g-Moll (KV 183) geschrieben hatte, als die Vorbereitung für seine zweite Paris-Reise in aller Heimlichkeit bereits im Gang gewesen sein dürften. Noch war Paris jedoch fern, die Begegnung mit dem »Bäsle« stand bevor, da schrieb der junge Meister seine erste Sinfonie in Moll. Die kommenden Ereignisse (Tod der Mutter) konnte er nicht vorausahnen, doch sein Werk ist trotz Moll kein bißchen dunkel oder tragisch. Im Gegenteil glüht es durchfeuert, verleihen ihm Synkopen einen lebhaften Puls. Als Anfangsstück ohnehin ungewöhnlich, litt die Aufführung jedoch merklich unter Intonationsschwächen der Hörner.

Mit Jules Massenets »Meditation« aus »Thaïs« kam die Elbland Philharmonie bereits nach Paris. Solistin war Yoko Yamamura-Litsoukov, Konzertmeisterin des Orchesters, doch auch die Harfe trat schon aus der Nebenrolle hervor, denn das Zwischenspiel der Oper wird wesentlich kammermusikalisch von den beiden Soloinstrumenten getragen. Vorherrschend, aber nicht übermäßig, war das sich gesanglich fortspinnende Motiv der Violine, während die Harfe mit Arpeggien auflockerte. Ekkehard Klemm verwob den Klang des Orchesters in Betonungen sanft mit den Stimmen der Solistinnen, fokussierte Aufwärtsbewegungen. Als Gegensatz zum romantischen Gestus der Violine sorgte das dunkle Vibrato der Streicher für einen angenehmen Kontrast.

Zwischenspiele allein können durchaus bereichern, kontemplative Bezugspunkte sein. Claude Debussys Danse Sacrée und Dance Profane führten – trotz des Gegensatzes von »heilig« und »entweiht« – in eine Welt, die von Schwebung gekennzeichnet war. Der perlende Klang der Harfe verführt ohnehin (schließlich ist sie DAS Himmelsinstrument), in Pizzicati des Orchesters fand sie eine Entsprechung. Elastisch und beweglich wie ein Ballett konnte diese Musik bezaubern!

Mit dem Doppelkonzert für Flöte, Harfe und Orchester KV 299 hat Mozart ein Solitär geschaffen. Olaf Georgi, Soloflötist der Elbland Philharmonie, übernahm an der Seite von Alma Klemm den vielleicht etwas expressiveren Part. Manche Betonung hätte auch weniger stark ausfallen können, doch das Wechselspiel der Solisten blieb erfrischend, die Harfe verharrte nicht in zurückhaltender Untermalung. In einer Duokadenz ergänzten sich die beide, doch Mozart hat ihnen das Orchester als Triopartner gegenübergestellt und läßt es mit lachenden Violinen am virtuosen Geplänkel teilnehmen. Während Olaf Georgi das dynamische Spektrum der Flöte ausnutzte, bewies Alma Klemm, daß sie ein geradezu pianistisches Artikulationsvermögen mit dem filigranen Klang der Harfe verbinden kann.

Doch die Harfe kann auch anders: in der rhapsodischen Zugabe (Astor Piazzolla »Café 1930« in einer Bearbeitung für Flöte und Harfe) durfte auch sie richtig expressiv werden. Davon könnte es bald mehr geben, denn die Harfenistin bereitet ihr erstes Soloprogramm mit Lateinamerikanischer Musik vor.

31. August 2020, Wolfram Quellmalz

Der »Elbsommer« geht weiter: Am 3., 4. und 6. September gibt es in Pirna (Marienkirche), Radebeul (Lutherkirche) und im Dom zu Meißen unter der Leitung von Ekkehard Klemm ein Wiederhören mit Pēteris Vasks sagenhaftem Violinkonzert »Tālā gaisma« (Fernes Licht, Solist: Wolfgang Hentrich, Konzertmeister der Dresdner Philharmonie), außerdem erklingen eine der schönsten Sinfonien von Wolfgang Amadé Mozart (g-Moll / KV 550) sowie Franz Schuberts Sinfonie B-Dur (D 485). Anfang Oktober beginnt dann die neue Spielzeit mit Werken von Béla Bartók, Joseph Haydn und Wolfgang Amadé Mozart (Solistin: Eloïse Bella Kohn / Klavier, Leitung: Gábor Hontvári). Termine und weitere Informationen unter: http://elbland-philharmonie-sachsen.de

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