MittwochsMusik in der Dresdner Lukaskirche
»Runde« nennt die Lukaskirche die Serien ihrer MittwochsMusiken. Das klingt ein wenig nach Karussell, und mancher fühlt sich nach über einem Jahr auch ein wenig so, als säße er in einem Karussell, das sich dreht und dreht und ihn in eine bestimmte Richtung drängt, keine Freiheit gibt – wann hält es endlich an?
Um so wichtiger sind all die Momente, die ein Innehalten erlauben, wie die musikalischen Andachten. Vergangenen Mittwoch luden Pfarrerin Karin Großmann und Fidicines Sagittarii zu solchem Innehalten in der Lukaskirche ein. Zum Ensemble gehören Musikerinnen und Musiker aus der Cappella Sagittariana, deren Leiter Norbert Schuster die Baßgambe übernommen hatte. Das Consort vervollständigten Alma Stolte und Daniel Thiele, welche die Gamben in Alt- und Tenorlage strichen, während Adela Drechsel auf der Barockvioline den Sopranpart übernommen hatte. Oft treten die Consorts in »reiner« Formation auf, also mit gleichen Instrumenten unterschiedlicher Stimmlagen (meist Gamben oder Flöten), doch ist die Besetzung keineswegs streng festgelegt. Eine Erweiterung um eine Orgel (Andreas Hecker) ist nicht nur möglich, sondern durchaus sinnvoll. Denn auf dem Programm standen Choralwerke und Lieder, die ursprünglich für Orgel geschrieben sind oder deren Begleitung originär der Orgel obliegt.
Auf ein einleitendes Präludium in a-Moll von Johann Sebastian Bach folgten die Choräle »Wenn wir in höchsten Nöten sein«, »Jesu, meine Freude«, »Schmücke dich, o liebe Seele« sowie »Christus, der uns selig macht«, jeweils in einem Choralvorspiel Bachs und danach als instrumentales Lied. Den Text, der diesmal nicht gesungenen wurde, war auf den Programmzetteln abgedruckt, so daß ihn die Besucher verfolgen konnten. Das Ensemble gestaltete die Strophen wie ein Organist mit wechselnder »Registrierung«. Rolle und Wichtung der einzelnen Instrumente waren verschieden, und so blieb die Orgel als bindendes Glied oft im musikalischen Hintergrund (oder Fundament), trat aber auch mehrfach deutlich hervor. Die Rolle der Streicher wiederum wechselte zwischen gleichmäßigem Consort-Gesang und virtuos verziertem Solo. Oder die Besetzung wurde auf Eizelstimmen reduziert, die sich zum Beispiel im Duett ergänzten.
Der gleichmäßige, zu Herzen gehende Consortklang konnte ebenso ruhig stimmen und eine innere Saite berühren wie Hoffnung und Freude spenden. Doch nicht nur das, denn thematisch kreiste die musikalische Andacht um die Passion Christi, was nicht nur im Wort, sondern zudem in der Musik nachvollziehbar blieb. Außer der süßen Zuversicht von »Jesu, meine Freude« gab es so auch Momente der Stille und der Trauer, des Abschieds zu erleben. Die innige Verschränkung der Stimmen, gerade der Streicher, gelang sehr gut – die Musik (wie das als Kanon angelegte Lied »Christus, der uns selig macht«) sorgte sozusagen dafür, die »Blickrichtung« nach innen zu wenden, als Vorbereitung auf das Osterfest. Gleichzeitig war es aber kein bedeutungsloses Verharren. Die instrumentale Ausgestaltung folgte einem (dramaturgischen) Verlauf der Handlung, woraus sich eine sehr geschlossene Form der Werke ergab.
1. April 2021, Wolfram Quellmalz
Am 14. April werden für die nächste MittwochsMusik mit der Kantate »Am Abend aber desselbigen Sabbats“ (BWV 42) ein Solistenquartett (Heidi Maria Taubert / Sopran, Stefan Kunath / Alt, Alexander Schafft / Tenor, Felix Rumpf / Baß) sowie Musiker der Dresdner Philharmonie erwartet. Bitte informieren Sie sich vorab auf der Seite http://www.lukaskirche-dresden.de/termine/konzerte/