Reihe der Moritzburger Vespern fortgesetzt
Am Sonntag wurde die Reihe der Vespern in der Moritzburger Schloßkapelle fortgesetzt. Diesmal gestalteten es ein Instrumentalensemble mit Guido Titze (Oboe), Katharina Litschig (Violoncello), Jan Katschke sowie der Veranstalterin und Organisatorin Ulrike Titze. Sie trafen sich bei einem einzigen Komponisten, bei Johann Sebastian Bach, Sopranistin Gerlinde Sämann trug dafür drei Arien vor. Wie in der letzten Zeit gab es drei Veranstaltungen, um dem Publikum trotz Platzbeschränkungen die Teilnahme zu ermöglichen und die Freude zu gewähren.
Mit »Ich esse mit Freuden mein weniges Brot« aus der Kantate »Ich bin vergnügt mit meinem Glücke (BWV 84), »Die Schätzbarkeit der weiten Erden« aus »Ich bin in mir vergnüget« (BWV 204) sowie »Mein gläubiges Herze« aus »Also hat Gott die Welt geliebt« (BWV 68) standen Arien im Zentrum, die einerseits von Einschränkung, Armut und Sorgen erzählen (oder thematisch diesen zugeordnet sind), andererseits aber ganz unverkennbar eine Lebensfreude ausdrücken, was sich in der Botschaft der Worte ebenso wie in der Musik darstellte. Wer wollte sich da noch von Not und Sorgen niederdrücken lassen, wenn ihm »ein fröhlicher Geist« so vergnügt vermittelt wird? Dazu die unnachahmliche Atmosphäre der Kapelle mit strahlendem Sonnenschein draußen – die »Schätzbarkeiten«, welche in der zweiten Arie noch vertieft wurden, waren hier spürbar. Im Geistlichen Wort richtete Pater Johannes Jeran seine Gedanken auf das Verständnis und seine eigenen Erfahrungen mit Worten in Kantaten.
Gedanklich fokussieren konnte man sich auch wunderbar in »Die Schätzbarkeit der weiten Erden«, eine Arie, die sich – diesmal ohne Oboe – ganz im glockenhellen Solo des Soprans erhob.
Die hoffnungsvollen Botschaften hatten die Instrumentalisten in zwei Sätze aus Johann Sebastian Bachs Triosonate BWV 527 (original für Orgel, d-Moll) gefaßt. Zwar haben die Triosonaten weder eine liturgische Bedeutung noch wohnen ihnen offensichtliche sakrale Themen inne, dennoch folgen sie einem emotionalen Gestus, der nicht ins fröhliche Einerlei führt und sich wunderbar mit Werken, die einer zentralen Andacht dienen, kombinieren lassen. Das gilt für die erfrischende Bearbeitung für das Ensemble wie hier nicht minder.
So konnten die Musiker die Gemeinde getrost in den Sonntagabend entlassen, nachdem Gerlinde Sämann noch einmal »weg mit Jammer, weg mit Klagen« einen frohen Gedanken betont hat – es ging ja nicht um eine Nachlässigkeit, Probleme zu ignorieren. Derart musikalisch gestärkt, dürfte die neue Woche – auch mit all ihren Sorgen – willkommener erwartet werden.
7. Juni 2021, Wolfram Quellmalz
In der nächsten Vesper stehen am 4. Juli (17:00, 17:45 und 18:30 Uhr) Ludwig van Beethoven und seine Schüler im Mittelpunkt. Dann es gibt ein Wiedersehen und -hören mit dem Quattrovaganti (Ovidiu Simbotin und Adéla Drechsel / Violine, Sebastian Mickelthwate / Viola und Rolf Müller / Violoncello).