Kreuzvesper mit Britta Schwarz
Die Vesper war so schön mit »Gesänge der Romantik« überschrieben, die Altistin Britta Schwarz allein schon wäre Grund genug gewesen (und war es für manche Verehrer ihrer Kunst), am Sonnabend die Dresdner Kreuzkirche aufzusuchen. Doch natürlich stand auch diese Andacht im Zeichen der Flutkatastrophe in Rheinland-Pfalz und Nordrhein-Westfalen. Und so waren – selbstverständlich – die Worte von Landesbischof Tobias Bilz (der Evangelisch-Lutherische Landeskirche Sachsen) Teil der Kreuzvesper. (Seinen Brief mit der Bitte um Gebet und Unterstützung für die Überschwemmungsregionen finden Sie hier: https://kirche-dresden.de/news/landeskirche-ruft-zu-gebet-und-unterstuetzung-fuer-ueberschwemmungsregionen-auf/.)
Musikalisch war diese Vesper, die letzte vor den Sommerferien, eine Wohltat und ein Genuß. Britta Schwarz sang von der Orgelempore aus, wo Kreuzorganist Holger Gehring spielte, und das war wohl diesmal keine »C-Maßnahme«, sondern schlicht eine Entscheidung im Sinne des Klangs. So konnte sich Britta Schwarz‘ phänomenale Stimme schwebend zwischen Mezzo und Alt entfalten.
Eine Besucherin erinnerte sich vorab, daß sie Max Regers »Morgengesang« vor vielen, vielen Jahrzehnten zuletzt gehört habe – in einem Kinderheim, in dem sie damals arbeitete. Es war ein berührender Morgengesang (ganz unabhängig von der Tageszeit), wie auch »Gottvertrauen« und »Dem dreieinigen Gott« von Johann Wolfgang Franck und David Hermann Engel. Die kleine Pause vor den Zeilen »Heilig, heilig, heilig bist du, Herr Zebaoth, | und ist kein andrer Gott, als du, Vater, heilig!« betonte noch dieses Schweben statt es zu unterbrechen.
Und wie hätte man in den Biblischen Liedern von Antonín Dvořák (»Zuflucht du, du bist mir ein Schirm und Schild«, »Gott der Herr ist Hirte mir« und »Als wir dort an den Wassern der Stadt Babylon saßen«) nicht berührt sein können? Es ging ganz ohne Mitlesen, denn Britta Schwarz sang die Texte auf deutsch und mit größter Verständlichkeit.
Zwischendurch gab es ein instrumentales Innehalten, für das Holger Gehring mit Max Regers Benedictus und Felix Mendelssohns Präludium und Ostinato c-Moll sorgte. Mit drei Stücken aus »Elias« und »Paulus« gehörte Mendelssohn zu den musikalisch prägenden Komponisten des Abends, bevor noch einmal Max Reger, nun mit »Am Abend«, den zuvor geöffneten Rahmen des Programms wieder schloß.
Superintendent Christian Behr hatte angesichts der Flutkatastrophe noch einmal auf die Unwägbarkeiten des Lebens verwiesen, unter anderem darauf, daß auch sie (die Kreuzkirche) an manchem Wochenanfang nicht wissen kann, was sie am Wochenende (noch) machen darf oder lassen muß. Sein Dank in bezug auf die Gestaltung der Vespern galt ganz besonders Kreuzorganist Holger Gehring, dem es in den vergangenen eineinhalb Jahren allen Widrigkeiten zum Trotz immer wieder gelungen ist, ansprechende (im wahrsten Sinn des Wortes) Programme zusammenzustellen.
18. Juli 2021, Wolfram Quellmalz
Mit dem Beginn der Sommerferien in Sachsen pausieren die Kreuzvespern wie in jedem Jahr bis zum Beginn des neuen Schuljahres. In den kommenden sieben Wochen bis einschließlich 4. September wird an den Sonnabenden statt dessen der Orgelsommer erklingen. Ab 15:00 Uhr (Achtung, andere Anfangszeit!) erklingt dann jeweils eine Dreiviertelstunde Orgelmusik (Eintritt frei) mit vielen Organisten. Den Auftakt gestaltet Holger Gehring selbst, später folgt unter anderem (7. August) die in Dresden geborene Organistin Franziska Riccabona (heute Linz), am 21. August werden Violine (David Gorol) und Orgel (Johanna Lennartz) gemeinsam klingen. Weitere Informationen unter: https://www.kreuzkirche-dresden.de/veranstaltungen/veranstaltungskalender/ bzw. https://www.kreuzkirche-dresden.de/musik/orgeln-und-kreuzorganisten/orgelsommer-2021.html