Vivaldissimo!

Junges Musikpodium durchstreift das Veneto

In vier Tagen haben die Schülerinnen und Schüler des Jungen Musikpodiums Dresden-Venedig in ganz unterschiedlichen Räumen gastiert: auf das Teatro Filarmonico di Verona und die Benediktinerabtei Santa Maria in Sylvis folgten vorgestern und gestern das Auditorium der Tipoteca in Cornuda, ein moderner Veranstaltungsraum, wohin der Hersteller von Druckmaschinen und -zentren Koenig & Bauer eingeladen hatte, sowie die Villa San Fermo in Lonigo, ein klassischer Palazzo.

Aus so unterschiedlichen Orten folgt jeweils eine neue Orchesterordnung und eine Anpassung der Spielweise. Zunächst gilt es, die jeweilige Raumsituation zur berücksichtigen. Manchmal gibt es eine Bühne, manchmal nicht, dann muß man an der Saalfront einen entsprechende Platz einrichten. Bühnen können großzügige Podien sein, oft aber sind sie am Frontende eines Saales durch Wände gefaßt. Dazu kommen die grundsätzliche Größe des Raumes sowie seine Kubatur, das Verhältnis von Höhe, Breite und Länge …

Konzertprobe in der Villa San Fermo, Photo: NMB

Das JMP hat so binnen 24 Stunden zwei völlig entgegengesetzte Situationen kennengelernt: auf die großartige Kirchenarchitektur der Santa Maria mit ihrem vergleichsweise langen Nachhall (Mittwoch) folgte nur einen Tag später das sehr angenehme Auditorium der Tipoteca, das sich jedoch durch eine viel trockenere Akustik auszeichnet (schließlich ist es vor allem für Vorträge konzipiert). Da hieß es, Bläser und Streicher umstellen, anders gruppieren, Zeitmaß anpassen etc. Schließlich soll nichts vom Klang verlorengehen, weder im »Strom« Vivaldis noch in den ausgefeilten und virtuosen Soli oder den Bezügen zwischen zwei und mehr Solisten.

Die vier Mentoren des JMP, Alessandro Cappelletto (Violine), Massimo Raccanelli (Violoncello), Ivano Zanenghi (Laute) sowie Alberto Busettini (Cembalo) haben nicht nur alle Hände voll zu tun, sie arbeiten auch während der Woche an Intonation und Ausdruck. Daß es bereits gut lief, heißt eben nicht, die »Zügel schleifen« zu lassen oder sich auszuruhen, nur weil etwas bereits perfekt einstudiert ist. Kein Wunder also, wenn es gestern in der Villa San Fermo noch einmal eine ausführliche Probe aller Stücke gab – danach waren alle Geister wach und darauf geeicht, einander zuzuhören. Das Zuhören gehört mit zu den wichtigsten Voraussetzungen für ein gemeinsames Musizieren.

Am späteren Abend erfreute ein Quartett die Gäste noch mit einer Tango-Zugabe, Photo: NMB

Die Orte der vergangenen vier Tage waren neu für das JMP, zum Abschluß heute gibt es – als Höhepunkt – ein Wiedersehen in der Villa Emo (Fanzolo di Vedelago). (Wobei dieser Ort für die jungen Teilnehmer ebenso neu ist wie die zuvor besuchten Säle.) Morgen geht es zurück nach Frankreich, Italien und Deutschland, doch der Abschied ist so vorläufig wie der Abschluß: Ende November stehen die drei traditionellen Konzerte in Dresden und Berlin auf dem Programm, dann kommen das JMP und seine Mentoren noch einmal zusammen.

18. September 2021, Wolfram Quellmalz

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