Kreuzvesper im Zeichen von Heinrich Schütz

Gesangsquartett Q19 in der Dresdner Kreuzkirche

»Jubilate Deo« lautete der Untertitel der gestrigen Kreuzvesper, welche noch zum Heinrich Schütz Musikfest gehörte. Für die Gestaltung war das Quartett Q19 (Clara Beyer / Sopran, Charlotte Kress / Alt, Marc Holze / Tenor und Kurt Lachmann / Baß) verantwortlich. Sie statteten die musikalische Andacht mit vielen Dankes- und Lobgesängen aus, aber auch mit Alphons Diepenbrocks »Chanson d’automne« und Libby Larsen »Pluck the fruit and taste the pleasure«. Das dem Lied zugrundeliegende Gedicht von Thomas Lodge griff Kreuzkirchenpfarrer Holger Milkau in seinem Wort zum Sonntag mit Denkanstoßen auf.

Das Werk der Komponistin schien zunächst nicht in die Reihe der Jubilate-Deo- und Kyrie-Vertonungen von Heinrich Schütz und Claudio Monteverdi sowie dem »Lob Gott getrost mit Singen« (Adam Gumpelzhaimer) zu passen, jedoch kann man es – wie Diepenbrocks Herbstgesang – dem Jahreslauf oder einfach der individuellen Auswahl der Sängerinnen und Sänger zuordnen.

Das Quartett sorgte gerade in den Titeln mit Soli oder hervorgehobenen Stimmen für andächtige Stimmung, in rein mehrchörigen Werken, a cappella oder Gottfried August Homilius anspruchsvoller Motette »Ich freue mich im Herrn«, welche den Choral »Ich freue mich in dir (und heiße dich willkommen)« von Caspar Ziegler eingewobenen hat, schienen die jungen Sänger jedoch unsicher. Zudem waren die Stimmen nicht ausgewogen, vor allem der Sopran blieb deutlich vordergründig. Die von der Kontinuoorgel (Hermann Beste) begleiteten Stücke wirkten überzeugter.

Für den vielleicht größten Moment der Kontemplation in dieser zum Nachsinnen anregenden Vesper sorgte wieder einmal Max Drischners Sonnen-Hymnus, den KMD i. R. Christian Thiele an der großen Jehmlichorgel intonierte. Das eindrucksvolle Stück, das unwillkürlich zum Imaginieren und Assoziieren anregt, ist eines von vielen aus einem umfangreichen Œuvre, vielleicht eines der bemerkenswertesten. Doch eine Wiederbegegnung mit weiteren Werken des Organisten, Komponisten und Kantors Drischner – immerhin ein Schüler der berühmten Wanda Landowska! – dürfte weitere Überraschungen und Entdeckungen bergen.

17. Oktober 2021, Wolfram Quellmalz

Die Kreuzvesper am kommenden Sonnabend (23. Oktober, 17:00 Uhr), gestalten der Chor der Hochschule für Kirchenmusik Dresden (Leitung: Stephan Lennig), Wolfram Hoppe (Orgel) und Holger Milkau (Liturgie). Neben Werken von Josquin des Prés, Jan Pieterszoon Sweelinck, Michael Prätorius und Rudolf Mauersberger erklingt die Motette »Laß dich nicht vom Bösen überwinden« von Matthias Drude (Hochschullehrer an der HSKMDD).

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