Jonathan Nott und Felix Anrhein sorgten für eine beglückende Konzertrettung
Recht kurzfristig mußte die Dresdner Philharmonie ihr Programm mit Werken von Rebecca Saunders (Composer in Residence), György Ligeti und anderen ändern – bei einem so speziellen Programm und der notwendigen Vorlauf- und Probenzeit sind mehrfache Ausfälle einfach nicht zu verkraften. Was tun? Der neue, auf Mozart verweisende Programmtitel »Jupitersinfonie« mag schnell zu greifen sein, doch was Jonathan Nott und die Philharmoniker boten, war erstklassig und schmeckte kein bißchen nach »Ersatzprogramm«. Mit dabei als Gast und Konzertmeister der ersten Programmhälfte war Albrecht Menzel aus Radebeul.
Ein wenig modern blieb es gar mit Igor Strawinskys Danses concertantes, bei denen der Komponist von der gewohnten Teilung abweichend die Stimmen einer kleine Streichergruppe und einem etwa gleichgroßen Bläserapparat zugeordnet hat. Burlesk schlenderte die Philharmonie durch die Tänze, ließ Luftgeister spuken, reduzierte »Feuer« und »Kante«, wie man es bei Strawinsky kennt, für eine eingängigere Art.
Ein großer Gewinn dieses (schließlich doch) Ersatzprogramms lag in Wolfgang Amadé Mozarts Konzert für Fagott und Orchester (KV 191), das Gelegenheit bot, den jungen Solo-Fagottisten (seit 2018) der Philharmonie kennenzulernen. Darüber hinaus galt es wieder einmal, das Fagott als eine der vielseitigsten Stimmen eines Orchesters wahrzunehmen. Felix Amrhein beflügelte seine Eloquenz und Eleganz, formte einen geschmeidigen Ton, der das Andante ma adagio nicht wenig zur Romanze wachsen ließ. Der baritonale Gesang seines Instruments wurde von den Orchesterkollegen getragen – gemeinsam ließen sie Mozarts reizenden Charme frei. Überzeugend war, daß der Solist keine virtuose Überhöhung suchte, sondern auch in den Kadenzen Tonformung und Ausdruck den 1. Rang zuwies. Geradezu unaufdringlich ließ er das Fagott im flotten Rondeau perlen – superb! Schön zu wissen, daß solche Musiker nicht nur hervorragende Solisten sind, sondern im Orchester die Basis stellen.
Womit es schließlich ins namensgebende Finale ging. Nach der Pause gab es Mozarts letzte Sinfonie, Nr. 41 (»Jupiter«, KV 551), die allein so viel Platz einnahm wie die beiden Werke vor der Pause. Mit dem betonten Schwung von Synkopen warf sich die Philharmonie in das Werk, Jonathan Nott sorgte mit gesetzten Pausen für kleine Brechungen – derlei wurde es mitunter etwas viel bzw. lang, denn letztlich bremsten (unterbrachen) sie, gerade im zweiten Satz den Fluß.
Doch sonst war dieser Jupiter ein funkelndes Feuerwerk, das nicht von Licht- und Blitzeffekten lebte, sondern von den Orchesterstimmen (wieder die Fagotte) leben. Trompeten und Hörner, wiewohl beide »nur« paarweise vertreten, sorgten für zeitgemäße, pointierte Klangfarben, Katrin Bäz (Flöte) und Undine Röhner-Stolle (Oboe) saßen im Zentrum der Holzbläser und veredelten nicht nur das Andante cantabile. Hornstöße sorgten gleichzeitig wieder für eine dezidiert rhythmische, aber nicht dominierende Prägung. Auf das schwungvolle Menuett folgte ein raketenhaftes Molto allegro – Jonathan Nott rührte ordentlich an der Zündschnur.
27. März 2022, Wolfram Quellmalz
Am kommenden Wochenende wird im Dresdner Kulturpalast »Harry Potter und die Kammer des Schreckens« gezeigt. Die Dresdner Philharmonie spielt live dazu die Filmmusik von John Williams. Weitere Informationen unter: http://www.dresdnerphilharmonie.de