Johannes Pramsohler und Philippe Grisvard stellen neue Aufnahme im Sommersaal des Bach-Archives Leipzig vor
Wenn man die Musik Johann Sebastian Bachs auf einen Nenner bringen, mit einem Wort ausdrücken wolle, sei das Attribut Vollkommenheit vielleicht das treffendste. So zumindest umfaßte Prof. Dr. Peter Wollny gestern die Präsentation der neuen CD von Johannes Pramsohler und Philippe Grisvard im Bach-Archiv zu Leipzig. Ganz besonders sei Bach ein Meister des Trios gewesen, seine Triosonaten für Orgel sind die besten Beispiele dafür.
Doch auch in vielen anderen Werken Bachs trifft man auf Trios, in Sätzen und als Einflechtungen, in denen es der Thomaskantor im musikalischen Sinne auf die Spitze trieb. Johannes Pramsohler (Barockvioline) und Philippe Grisvard (Cembalo, bei uns zuletzt mit seiner Aufnahme von Werken Carl Friedrich Christian Faschs vertreten: https://neuemusikalischeblaetter.com/2020/11/18/der-unvergessene-fasch/), haben sich intensiv mit Johann Sebastian Bachs Sonaten und Trios auseinandergesetzt und gesucht, wer zu seiner Zeit in Deutschland noch vergleichbare Werke schrieb. Zunächst fanden sie – nicht viel. Zwischen 50 und 100 Kompositionen haben beide näher betrachtet, und stellten fest, daß es gerade in der Zeit Bachs selbst niemanden gab, der derartiges, vergleichbares schuf. Rückt man jedoch ein wenig vom Maßstab ab oder richtet sein Augenmerk auf die Generation der Bachsöhne und -schüler, finden sich einige geistreiche, ergötzliche Stücke, kleine Meisterwerke. So wie Johann Gottlieb Grauns Sonata B-Dur, die als Weltersteinspielung Teil der Aufnahme ist. Gestern präsentierten die beiden Musiker einen Satz daraus – ein bezaubernd vielseitiges Stück incl. eines Ariosos für Violine und Cembalo – ob es am Preußischen Hof gar mit einem Pianoforte erklungen ist?
Auszüge aus einem Concerto von Christoph Schaffrath und einer Sonate Johann Adolph Scheibes beschrieben – neben zwei der Meistersätzen Bachs – ein reichhaltiges Œuvre und goldenes Bild der Duobesetzung und machen neugierig. Wir werden die CDs so bald wie möglich besprechen. Doch die Neugier muß sich nicht auf die Aufnahme beschränken. In einem Jahr, verrieten Johannes Pramsohler und Philippe Grisvard, werden sie mit dem Programm nach Leipzig zurückkehren und einen Abend des Bachfestes gestalten.
21. April 2022, Wolfram Quellmalz

Johannes Pramsohler und Philippe Grisvard »A Cembalo certato e Violino solo«, Werke von Johann Sebastian Bach, Georg Philipp Telemann, Johann Adolph Scheibe, Christoph Schaffrath und Johann Gottlieb Graun, 3 CDs, erschienen bei Audax