Ungeheures im Alten Pumpenhaus an der Marienbrücke

Gastbeitrag von Magdalena Flügge

Am 26. Juli 2022 setzte der Dresdner Kammerchor unter der Leitung von Hans-Christoph Rademann  seine neue Reihe der Pumpenhausmusiken mit „#3: Feuer“ fort

Es ist ein Insider-Publikum gewesen, welches an diesem endlich weniger heißen Sommerabend zum Alten Pumpenhaus an der Dresdner Marienbrücke gepilgert war. Dazu zählten so manche aktive aber auch ehemalige Chorsänger. Insbesondere einige Sänger der Dresdner Singakademie, deren künstlerische Leitung Hans Christoph Rademann von 1991 bis 1999 innehatte. Sie alle brennen für die Vokalmusik.

Seit 2017 arbeitet der Dresdner Kammerchor mit der Weimarer Schauspielerin Ute Wieckhorst zusammen.

Sie las zu Beginn des Konzertes einen von Dramaturg Oliver Geissler erarbeiteten Text über die Entstehung unserer Sonne. Obwohl es nahezu ein wissenschaftlicher Vortrag war, fühlte man sich nicht belehrt, sondern ungemein bereichert. Passend dazu folgte von Heinrich Schütz „Die Himmel erzählen die Ehre Gottes …“, in dessen Verlauf es heißt: „Er hat der Sonne eine Hütte in derselben gemacht … und bleibt nichts vor ihrer Hitze verborgen.“

Die Bombennacht von Dresden. Wie oft mag über sie geschrieben worden sein? Es gibt literarische und Briefzeugnisse, es gibt aber auch Romane, in denen Briefe zum Bestandteil der Handlung werden. Der Brief, aus dem Ute Wieckhorst las, ist Teil des Romans von Jonathan Safran Foer „Extrem laut und unglaublich nah“, in dem mehrere Briefe von verschiedenen Figuren vorkommen. Der Verfasser des gelesenen Briefes ist der Großvater der Hauptfigur, der an seinen Sohn (d. h. den Vater der Hauptfigur) schreibt. Der Briefverfasser blickt von 1978 zurück auf die Bombennacht.

Rudolf Mauersbergers „Wie liegt die Stadt so wüst …“ schloß sich daran an. Alljährlich erklingt im Februar diese Motette.  So, wie sie am Konzertabend Hans-Christoph Rademann mit seinen Sängern darbot, hörte ich sie noch nie. Da empfand ich nicht einfach einen Gänsehautmoment – nein, mir saß ein Kloß im Hals – –

Im weiteren Verlauf war das Feuer der Liebe Gegenstand der Gesänge aus dem 16. und 17. Jahrhundert.

In Korrespondenz damit rezitierte die Schauspielerin Lyrik von Emanuel Geibel über Heinrich Heine bis zu Heinz Kahlau und Eva Strittmatter.

Mit Morten Lauridsen kam schließlich noch ein zeitgenössischer Komponist „zu Ton“ und den Abschluß bildete „Kein Feuer, keine Kohle“ im Satz von Burkhart M. Schürmann.

Natürlich ging es nicht ohne eine Zugabe. Mit der Wiederholung von Thomas Morleys „Fyer, fyer“ wurde das begeisterte Publikum in den milden Sommerabend entlassen.

4. August 2022,  Magdalena Flügge

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