Klaus Geitner beim Dresdner Orgelsommer
Das Programm des Gastes beim Orgelsommer am Sonnabend in der Dresdner Kreuzkirche kann man aus unterschiedlichen Blickwinkeln betrachten: einerseits stellte er klassische Orgelkomponisten in den Mittelpunkt, gleichzeitig setzte er aber auch – wiewohl der Orgelsommer keine dezidierte Andacht ist – durch den Choral einen thematischen Schwerpunkt.
Der Münchner KMD Klaus Geitner hatte mit Dieterich Buxtehude, Johann Sebastian Bach und Georg Böhm zwar deutsche Orgelmusik aufs Programm gesetzt, allerdings lassen sich hier bereits nord- und mitteldeutsche unterscheiden – und sofort wieder verbinden (denkt man an Bachs Fußreise zu Dieterich Buxtehude).

Musikalische Struktur, Klarheit und Schwebung kennzeichneten das gestrige Konzert. Buxtehudes Passacaglia (BuxWV 161) stand hier natürlich für den Aufbau, später verwies Klaus Geitner mit Johann Schneiders Praeludium und Fuge g-Moll darauf, daß es noch weitere Orgelmeister zu entdecken (bzw. nicht zu vergessen) gilt. Das aufstrebende Praeludium und die strahlende Fuge jedenfalls konnten sehr überzeugen!
Gleich dreimal stand der (Orgel)choral »Vater unser im Himmelreich« auf dem Programm. Auf Dieterich Buxtehude folgte auch hier eine Fassung von Johann Schneider, bevor Georg Böhm (ursprünglich Johann Sebastian Bach / BWV 760 zugeschrieben) die Trias abschloß.
Dazwischen hatte der Organist Johann Sebastian Bachs Fantasie G-Dur bzw. Pièce d’Orgue (BWV 572) gefügt, die daran erinnerte, die erfindungsreich und feingliedrig der (spätere) Thomaskantor die Noten zu setzen wußte. Gerade der verspielte Beginn erinnerte an Bachs eigene Capricci oder die kleinen Orgelstücke von Mozart oder Haydn.
Mit Marco Enrico Bossi (Piccola Corale) und Hans Uwe Hielscher (Cavatine Opus 67) wandte sich Klaus Geitner danach moderneren bzw. zeitgenössischen Komponisten zu – er blieb also bei (ursprünglich) dem Singen bestimmten Werken. Interessant vor allem die Cavatine bzw. Cavatina, eine besondere Form der Arie, man denke nur an Mozarts Opern oder an Violetta (Verdi / La traviata). Das lyrische Element herrschte hier vor, gleichzeitig faszinierte das Stück aber mit seiner Chromatik, die es eindeutig in unsere Zeit versetzt.
Nachdem das Konzert mit einer Passacaglia begonnen hatte, setzte Klaus Geitner auch eine an den Schluß – John Ebenezer Wests Werk, »In memoriam Josef Gabriel Rheinberger«), lehnt sich allerdings nicht weniger als an Rheinberger an Bach an.
14. August 2022, Wolfram Quellmalz
Im vorletzten Orgelsommer dieses Jahres ist am kommenden Sonnabend (20. August, 15:00 Uhr), Fernando Gabriel Swiech (Hamburg) zu Gast. Weitere Informationen: http://www.kreuzkirche-dresden.de