Fünf mal Fünf

Sonaten Ludwig van Beethovens mit unterschiedlichen Cellisten bei den Dresdner Musikfestspielen

Das Palais im Großen Garten ist ein ganz besonderer Ort in Dresden, gerade für Kammermusik und während der Festspielzeit. Vor zwei Jahren waren hier Leonidas Kavakos und Enrico Pace zu Gast und haben an drei Abenden sämtliche Violinsonaten Ludwig van Beethovens dargeboten, am Sonnabend versammelten sich fünf Cellisten und drei Pianisten, um alle Sonaten für Violoncello und Klavier an einem Abend nachzureichen. Nur fünf Werke umfaßt das Œuvre Beethovens in dieser Gattung – doch die Anzahl täuscht, wenn man daran die Bedeutung messen wollte.

Der Komponist hat sich vielmehr intensiv mit dem Cello befaßt und (auch) in seinen Sonaten neue Wege beschritten, das Cello seiner Begleiterrolle enthoben und beide Instrumente gleichwertig verwendet. Dies konnte man im Konzert wunderbar nachvollziehen. Die Werke erklangen in chronologischer Reihenfolge und – ganz »Cellomania« – mit fünf unterschiedlichen Solisten. Ein Vergleich des unvergleichlichen, führt doch die Kombination Werk-Musiker-Instrument zu höchst individuellen Ereignissen.

Lynn Harrell eröffnete den Reigen und spürte in der Sonate F-Dur (Opus 5 Nr. 1) mit sonnig zartem Ton und sanften Tupfern einer sehr feinen Intensität nach, um sie im abschließenden Rondeau schließlich mit einem leuchtendem Vivace zu krönen. Danach loteten Andreas Brantelid und Christian Ihle Hadland in den Tiefen von g-Moll (Sonate Opus 5 Nr. 2). Brantelid ließ sein Stradivarius betörend innig singen, schuf mit seinem Partner eine intime Atmosphäre, von liedhafter Leichtigkeit und lyrischer Wehmut geprägt. Cellist und Pianist gaben sich gegenseitig Impulse und führten schon den ersten Satz derart authentisch expressiv zu Ende, daß sich spontan Applaus entladen wollte.

Intensität pur boten auch Kian Soltani und sein kurzfristig neu besetzter Pianist. Das Gesicht kam manchen bekannt vor: Aaron Pilsan war mit seinem Lehrer Lars Vogt 2016 schon nach Dresden gekommen und hat kürzlich mit Kian Soltani eine gemeinsame CD herausgebracht. Jetzt legten sie Beethovens Sonate A-Dur Opus 69 vor.

Für die letzten beiden Sonaten erklomm erneut Benjamin Perényi das Podium, der schon Lynn Harrell begleitet hatte. Alisa Weilerstein erhöhte mit ihm den Charakter der liedhaften Passagen der Sonate C-Dur (Opus 101 Nr. 1), schärfte aber auch die Kontraste mit rauhem Strich und exakten Akzenten, während ihr warmes, sonores Timbre die Harmonie herstellte.

Den Beschluß gaben schließlich Miklós und Benjamin Perényi – Vater und Sohn – die wohl seit Jahren ihre Auffassung zu Beethoven, nicht nur in Betreff der D-Dur-Sonate (Opus 102 Nr. 2) entwickelt haben mögen. Mit feinem Strich und gleicher Phrasierung folgten sie dem Notentext, ließen im zweiten Satz ein lyrisches Intermezzo leuchten – Celloherz, was willst Du mehr?

20. Mai 2018, Wolfram Quellmalz

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