Jahresabschluß mit dem Kreuzchor

Silvestervesper in der Dresdner Kreuzkirche

Den letzten Tag des Jahres kann man auf unterschiedliche Weise begehen. Im allgemeinen macht man es fröhlich, feierlich, diverse Konzerte laden ein. Während für die späteren Abendstunden (auch in der Kreuzkirche) das Angebot mit Beteiligung von Orgel und Blechbläsern deutlich zunimmt, konnte man zur Vesperstunde am Nachmittag noch einmal innehalten, gleichzeitig zurück- und ausblicken. Holger Milkau, Pfarrer der Kreuzkirche, lud in seiner Andacht dazu ein, faßte vieles, was uns derzeit bewegt und worauf wir hoffen, noch einmal zusammen. »Suche Frieden und jage ihm nach« heißt die Jahreslosung 2019, sie ist dem Psalm 34 (»Unter Gottes Schutz«) entnommen und kann uns Zuversicht sein, entbindet aber nicht von der Aktivität des Suchens und sich Beteiligens.

Lange bevor sich die Türen öffneten, hatten sich bereits lange Schlangen davor gebildet. Kein Wunder – war es doch nicht nur ein besonderer Tag, sondern die erste und einzige Vesper im Dezember (!) mit dem Kreuzchor. Und der beeindruckte nicht nur mit der Anzahl der verbliebenen Sänger (wegen der Ferien waren nur jene aus Dresden und der nahen Umgebung da), sondern vor allem mit Ausdauer und Kraft für das lange Programm. Dafür gab es – mitten in der Vesper – einen Extraapplaus.

Unter der Leitung von Wolfgang Behrend erklang zu Beginn die vierte Kantate »Fallt mit Danken, fallt mit Loben« (vorgesehener Aufführungstermin: Neujahrstag), an der neben dem Kreuzchor und der Sinfonietta Dresden als Solisten Tobias Hunger (Tenor) und Henryk Böhm (Baß), beide übrigens ehemalige Kruzianer, Jana Büchner (Sopran) beteiligt war. Als Sopransolist in der Echo-Arie war Maximilian de Haas aus dem Kreuzchor ausgewählt worden.

Zusätzlich ergänzten »Jauchzet dem Herrn, alle Welt« (BWV Anh. 160) von Johann Sebastian Bach / Georg Philipp Telemann sowie das »Dona nobis pacem« aus Bachs h-Moll-Messe (BWV 232) das Programm, zu dem auch Dietrich Buxtehudes Choralphantasie »Gelobet seist du, Jesu Christ« (BuxWV 188) gehörte – Holger Gehring hatte zum Einzug bereits zum Eingangschor der Kantate improvisiert.

Der Abschluß war stimmig und ein wunderbarer Ausklang, ließ er doch – von draußen glücklicherweise kaum durch Böller gestört – Zeit, einmal innezuhalten, bot aber auch die Möglichkeit zum Genießen. Tobias Hunger ist ein Evangelist par excellence, Chor und Solisten ließen hinsichtlich Gestaltung und nicht zuletzt Klang keine Wünsche offen. Und immer wieder gab es noch bei bekannten Zeilen kleine Akzente, die aufhorchen ließen, wie die Betonung des Wortes »schweben« von Henryk Böhm. Überhaupt beeindruckten gerade die beiden Rezitative mit Choral besonders.

Mit etwas mehr Länge als sonst und einem Friedenswunsch entließ die Kreuzkirche eine Gemeinde, die in der Tat viel Andacht gefunden haben dürfte.

31. Dezember 2018, Wolfram Quellmalz

Auch im neuen Jahr geht es an den Sonnabenden weiter. Schon am 5. Januar steht Heinrich Schütz‘ Weihnachtshistorie auf dem Programm (Solisten, Barockorchester der Kreuzkirche), eine Woche später folgt der zweite Teil (Kantaten 4 bis 6) des Weihnachtsoratoriums mit dem Kreuzchor und der Dresdner Philharmonie.

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