Sächsisches Vocalensemble begeht Silvesterkonzert feierlich
Zum Ausklang des alten Jahres hatten Matthias Jung und sein Sächsisches Vocalensemble noch einmal in die Annenkirche geladen. Festliches stand auf dem Silvesterprogramm, Werke, die Königinnen huldigten. Zwei davon hatte der Komponist eigens für festliche Anlässe geschaffen, die Ode zum Geburtstag von Königin Anne (HWV 74) sowie das Te-Deum D-Dur (HWV 280), auch als »Carolinen-Te-Deum« bekannt. Dazu erklang der dritte Teil aus dem Oratorium Solomon, der einen Besuch der Königin von Saba und die Befriedung bzw. den Frieden in den Mittelpunkt stellt.
Georg Friedrich Händel verstand es glänzend, die Dramatik seiner Werke musikalisch auszumalen. Gleichzeitig konnte er aber mit innovativen Ideen und melodischem Reichtum verzücken. Das war auch in »Ode for the Birthday of Queen Anne« (alle Werke wurden, da in und für London entstanden, natürlich in Englisch gesungen) der Fall, einem Werk, das sich formal aus sieben Huldigungsversen mit einem wiederkehrenden Refrain zusammensetzt. Diese Folge hat Händel jedoch instrumental und durch die Sängerbesetzung variabel gestaltet. Dmitry Egorov begann das Werk und sollte es mit dem wiederholten »[…] der Erde einen dauernden Frieden brachte« beenden. Der Altus beeindruckte gleichermaßen mit seiner Ruhe und einer strahlkräftigen Stimme. Ein Verkünder – wie schön, daß er Gutes zu vermitteln hatte! Wesentlich für die Dramaturgie war das Zusammenspiel von Solisten und Chor. So griff das Vocalensemble den Text häufig in Wiederholungen auf, schaffte Momente feierlicher Überhöhung und Kontemplation. Der Übergang, wie im Verbund mit Sopranistin Johanna Knauth, gelang jeweils bündig.
Dritter und verläßlicher Partner war die Batzdorfer Hofkapelle, die nicht nur Händels Farbenreichtum präsentierte, sondern gleichwertige Solistenrollen neben den Sängern übernahm (Flötistin Ulrike Ködding im Duett mit Dmitry Egorov) oder besondere Affekte herauskitzelte, und sei es ein keckes Schnalzen der Laute (Stephan Rati). Sie ließ sich selbst durch eine gerissene Saite an der Konzertmeistergeige (Daniel Deuter) mitten in einer Solomon-Arie nicht verunsichern – ein Ersatzinstrument wurde schnell und ohne Unterbrechung nach vorn gereicht.
Nicht nur das Jahresende, ein musikalischer UmSCHWUNG war dieses Konzert, eine Wendung hin zum Friedlichen, Positiven, auch zu dem, was schon ist und was es zu feiern gibt. Zu diesem positiven gehörten Tenor Tobias Hunger (der sich noch wenige Stunden zuvor als Evangelist im Weihnachtsoratorium mit dem Kreuzchor »warmgesungen« hatte) sowie Baß Martin Hässler, der so markant wie kraftvoll zu vernehmen war. Beider Rolle wuchs mit dem hymnischen Te-Deum, gleichwohl hatte Händel das Zusammenspiel der Sänger wieder wirkungsvoll gesetzt – eine Dramaturgie, die Matthias Jung nicht nur aufgriff, sondern mit bewußten Pausen wie im »Holy, holy, holy« (Heilig, heilig, heilig) gestaltete.
Somit hatte das Sächsische Vocalensemble Gelegenheit, sich strahlend in Szene setzen zu lassen. Die Schlußfugen (in der Ode mit einem repetierenden Quartett auf der Empore) waren ebenso Höhepunkte wie die zweichörige Passage »Lobet den Herrn«, welche als Zugabe wiederholt wurde. Der Name des Bösen sei schnell vergessen, heißt es bei Solomon am Ende, der Ruhm der Gerechten bleibe bestehen – als Neujahrswunsch enthält er soviel Besinnung wie Zuversicht.
1. Januar 2019, Wolfram Quellmalz