23. Silbermann-Tage mit Festkonzert beendet

Preisverleihung des Internationalen Gottfried-Silbermann-Preises

Zwölf Tage Musikfest sind am gestrigen Sonntag zu Ende gegangen, sie waren voller Musik, vor allem Orgelmusik, voller Begegnungen und Gedanken. »Musik & Macht« war ein Titel, der viele Besucher und manche Politiker anlockte, die für Gespräche und Begegnungen zur Verfügung standen und zum Teil am Programm mitwirkten.

Beim Abschlußkonzert im Freiberger Dom standen erneut die Musik und das Wort im Mittelpunkt. Das Sächsische Vocalensemble (Leitung: Matthias Jung) schlug dabei eine Brücke, denn es bot zwischen den Orgelwerken solche Musik, die in oder für Freiberg bzw. für in der Fürstengruft beigesetzte Persönlichkeiten geschrieben wurde. Mit den Solisten Dorothea Wagner (Sopran), Daniel Oehme (Altus), Tobias Hunger (Tenor) und Felix Schwandtke (Baß) wurde die Musik vor allem des 16. und 17. Jahrhunderts lebendig. Neben Heinrich Schütz‘ »Verleih uns Frieden« SWV 465 (für Johann Georg I.), das schon wegen seiner Lutherworte allbekannt wurde, waren auch ganz speziell dedizierte, selten zu hörende Werke dabei wie das »Danck-Lied« SWV 368. Und Ludwig Senfl (»Siehe, wie gut und wie schön es ist«) hört man selbst mit Ensembles der Alten Musik nur höchst selten.

In unterschiedlicher Chörigkeit und mit Doubles für die Solisten erwies sich die »Tragfähigkeit« des Vocalensemble erneut als hoch, während die Solisten diesmal nicht immer alle gleichauf schienen (was der Tagesform oder dem Wetter geschuldet sein mochte). Tobias Hunger war wieder einmal ein sicherer Erzähler und Verkünder, stimmlich klar und ausdrucksstark.

Doch die meiste Aufmerksamkeit und den höchsten Zuspruch hatten sich die Organisten verdient. Am Vortag war das Finale mit fünf Wettbewerbsteilnehmern ausgetragen worden, dabei hatte der Niederländer Laurens de Man (an seinem Geburtstag!) den ersten Preis errungen, Ismaele Gatti aus Italien den zweiten, Mitsune Uchida (Japan) den dritten. Laurens de Man bewies sein überragendes Können an der großen Silbermann-Orgel mit Johann Sebastian Bachs Praeludium und Fuge e-Moll (BWV 548), mit dem er einen spielerischen und klanglichen Glanzpunkt setzte – echte Begeisterung im Publikum! Übrigens braucht niemand zu glauben, sein Preis wäre mit einem »Geburtstagsbonus« versehen: der Gottfried-Silbermann-Orgelwettbewerb wird »blind« durchgeführt, das heißt die Reihenfolge der Teilnehmer wird ausgelost, während des Spielens sowie auf dem Weg zur und von der Orgel zurück weiß die Jury nicht, wer »dran« ist und kann es auch nicht sehen.

Vom hohen Niveau der Teilnehmer zeugten die zuvor bereits gehörten Beiträge. Mitsune Uchida hatte an der großen Orgel mit Bachs »Allein Gott in der Höh‘ sei Ehr’« (BWV 676) begonnen, beeindrucken konnte aber auch Ismaele Gatti an der kleinen Silbermannorgel mit dem vor zwei Jahren für dieses Instrument geschriebenen Wettbewerbsstück von Frank Danksagmüller, das rhythmisch vertrackt, aber mitreßend einen unglaublichen Schub entwickelte – Musik gewordene Energie!

16. September 2019, Wolfram Quellmalz

Die 24. Silbermann-Tage und der XV. Internationale Gottfried-Silbermann-Orgelwettbewerb finden vom 1. bis 12. September 2012 statt. Weitere Informationen unter: http://www.silbermann.org und http://www.silbermann.org/wettbewerb

Einen Rückblick finden Sie auch noch einmal in Heft 34 der Neuen (musikalischen) Blätter (Oktober).

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