Chorlandschaft zeugt von Vielfalt und Qualität
Bereits zum dritten Mal nach 2017 fand der Dresdner Chortag statt. Schon im letzten Jahr war das Preisträgerkonzert in den Kulturpalast umgezogen, in diesem Jahr wurde es nun im Datum »verlegt«: der Buß- und Bettag im November ist für Teilnehmer wie Besucher wohl günstiger als die mit vielen vorweihnachtlichen Auftritten angefüllte Adventszeit. Vor einem Jahr hatten bei sechzehn Teilnehmern schließlich elf Chöre eine Prämierung errungen. Mit der gestiegenen Zahl der Teilnehmer (26) in diesem Jahr gab es auch mehr Preisträger: vierzehn, wobei manche mehrfach ausgezeichnet wurden. Vom Schulchor über Jazz- und Gospelformationen bis zu klassischen Chören (gemischt oder als Männerchor) waren dabei viele Varianten vertreten. Dennoch dürfen es gerne noch mehr werden, wie Kulturbürgermeisterin Annekatrin Klepsch in ihrer Begrüßung betonte – jede Bewerbung sei willkommen.
Der Aufwand kann lohnen, denn neben dem Auftritt beim Preisträgerkonzert geht es nicht zuletzt um eine finanzielle Förderung der Ensembles. Die Preisgelder können im einzelnen 1200,- Euro betragen, insgesamt wurden 2019 20.000 Euro zugesprochen. Dazu gab es fünf Kategorien sowie zwei Sonderpreise. Dabei wurde das Abendprogramm neu zusammengestellt, weshalb Chöre, die für die Interpretation eines fremdsprachigen Liedes ausgezeichnet wurden, einmal deutsch sangen und umgekehrt. Der Universitätschor (Leitung: Christiane Büttig) sorgte für eine der musikalischen Überraschungen, denn »Horch was kommt von draußen rein« kennen wir zwar alle als Volkslied, Frank Schemmer hat davon noch eine witzige und artifizielle Neufassung mit dramaturgischer Stimmverteilung verfaßt. Manche Ensembles, wie der Chor Slavica oder Singasylum, machten deutlich, daß ein Chor nicht nur singen kann, sondern auch Summen oder Pfeifen in die Musik verwoben werden können.
Während in der Regel 1., 2. und 3. Preise vergeben werden, entfielen diese Kategorien bei den Schulchören. Der Projektchor OMSE e. V., der Schulchor der 49. Grundschule und der Jugendchor des Romain-Rolland-Gymnasiums gingen somit gleichwertig prämiert nach Hause – nach ihren sehr emotionalen und lebendigen Darbietungen. Freuen durften sich auch die free gospel generation und die Dresdner Bergfinken (Sonderpreise) sowie der Jazzchor Dresden (2. Preis deutschsprachiges Werk).
Viele der Chöre kennt man aus dem Dresdner Musikleben oder weil sie schon im vergangenen Jahr vertreten waren. Der Universitätschor konnte zwei 2. Preise (unter anderem Gesamtprogramm) erringen, die Singakademie (Leitung: Prof. Ekkehard Klemm) wurde mit einem 1. Preis für das Gesamtprogramm und einem 3. für die Interpretation eines deutschsprachigen Liedes geehrt. Die Jury würdigte ihr Engagement für wiederzuentdeckende Werke, viele davon von Dresdner Komponisten. Das Junge Ensemble Dresden war ebenfalls bereits 2018 bereits dabei, für ihre Länderverbindenden Projekte (in diesem Jahr mit Weißrußland) gab es nun zwei zweite Preise (gesellschaftlich-soziales / europäisches Engagement und Gesamtprogramm).
Die Qualität der Beiträge war zum Teil enorm hoch, was auch die Jury attestierte: mancher Chor kann es durchaus mit den Profis aufnehmen. Insofern war der Kammerchor cantamus (Leitung: Robert Schad) der vielleicht größte Gewinner des Abends: zwei 1. Preise (fremd- und deutschsprachiges Werk).
Leon Cohens »Hallelujah« gehörte ebenso zum Gesamtprogramm wie zwei Fassungen von »Verleih uns Frieden« (Heinrich Schütz / Felix Mendelssohn). Das Auf und Ab bzw. Umstellen der Chöre faßte Prof. Martin Strohhäcker an der Orgel in einen kurzweiligen Rahmen. Für einen ausgewogenen Gesamteindruck sorgte Prof. Gunter Berger, der nicht nur die von allen Chören gesungenen Lieder leitete, sondern auch das in dieser Hinsicht aufgeschlossene Publikum unter seine Fittiche nahm.
21. November 2019, Wolfram Quellmalz
Nachlesen lohnt: unter https://www.dresdnerphilharmonie.de/konzerte/3-dresdner-chortag/914 finden Sie zum Programm und allen beteiligten Chören. Vielleicht singt der eine oder andere demnächst auch in Ihrer Nähe?