1. Philharmonische Konzert in Pirna
Nach dem Sonderkonzert zum Sommerausklang mit Mozart, Debussy und Massenet an gleicher Stelle kehrte die Elbland Philharmonie am Donnerstag für die Reihe der Philharmonischen Konzerte in die Pirnaer Marienkirche zurück. Auch diesmal gab es Mozart, wieder war eine ganz besondere Solistin dabei.
Den Auftakt bereitete Gastdirigent Gábor Hontvári jedoch mit Béla Bartóks Rumänischen Volkstänzen Sz 68, bei denen es meist beherzt zur Sache ging. Als dritter Tanz unterbrach das Andante des Pê-loc, eine von hohen Bläsern und Streichern eingefaßte Flöte mit märchenhaftem Zauber, das muntere Treiben, das sich anschließend in immer lebhaftere Kaskaden steigerte.
An zweiter Stelle folgte – ungewöhnlich – die Sinfonie. Normalerweise schließt sie das Konzert ab, doch Joseph Haydns »La passione« schlug diesmal die Brücke zum Klavierkonzert. Das Werk ist mehrfach bemerkenswert, einerseits in einer Molltonart stehend (f), andererseits entspricht sie im Aufbau den Kirchensonaten und beginnt mit einem langsamen Satz (Andante).
Ob der später hinzugefügte Titel nun für Leidenschaft oder für Leiden steht – Gábor Hontvári faßte die Sinfonie auf jeden Fall mit Passion auf und wartete zunächst einen Moment der Ruhe ab, statt loszustürmen. Im Eingangssatz gefielen die feingezeichneten Streicherfiguren, die ein Gegenüber in den Bläsern fanden. Meditativ, fast religiös verweilte die Elbland Philharmonie darin, doch ohne zum Stillstand zu gelangen – im Allegro di molto durften die Hörner gleich darauf ihre treibende Kraft ausspielen, auf der musikalischen »Rampe« blieben Streicher und Bläser dicht beieinander. Das Menuett hätte sich ein wenig gelassener entfalten können, doch blieb es frei von akustischen »Überschlägen«, außerdem wahrte Gábor Hontvári mit einer Steigerung im Presto-Finale die Relationen – wem es bis dahin an Leidenschaft gefehlt haben sollte, der bekam sie nun feurig serviert.
Eigentlich sind Kirchenräume ja wegen ihres größeren Nachhalls für Konzerte nur bedingt geeignet, doch präsentiert sich das Orchester der Elbland Philharmonie derzeit in einem bemerkenswerten Zustand. Die Ausgewogenheit zwischen den Instrumenten und im Raum, bei Haydn schon entscheidend, gewann im Klavierkonzert Nr. 27 (B-Dur, KV 595) von Wolfgang Amadé Mozart noch mehr an Bedeutung, denn der Komponist hatte die Motivik von Bläsern und Streichern einerseits eng verwoben, andererseits setzt er mit Soli klare Akzente zum Solistenpart.
Den übernahm die Französin Eloïse Bella Kohn. Schon wenn man die Liste ihrer Lehrer liest, ist man beeindruckt: mit Éric Le Sage, David Fray und Pierre-Laurent Aimard gehören drei herausragende Pianisten dazu, die auch schon in Dresden zu Gast waren. Eloïse Bella Kohn spielte Mozart mit leichter Hand, dennoch führend und wahrte dabei immer den Blickkontakt zu Dirigent und Orchester. Ob Flötenecho oder Hornschimmer im Hintergrund – ihr Mozart hielt die Balance. Der sanfte Anschlag der Pianistin wurde stets erwidert, fand in Klarinette, Fagott oder Kontrabaß einen angenehmen Nachhall. Der klaren Virtuosität der Ecksätze stellte Eloïse Bella Kohn im Mittelteil das Larghetto als Frage entgegen, die jedoch nicht ins ungewisse führte, sondern aufwärts gerichtet und wie beiläufig kurz ein Innehalten suggerierte.
Als Zugabe spielte die Pianistin »Danseuses de Delphes« von Claude Debussy aus dem ersten Buch der Préludes.

Nächstes Konzert der Elbland Philharmonie: Am 17. Oktober (18:00 Uhr) gibt es noch einmal »Mozarts Harfenklang« mit dem Konzert für Flöte, Harfe und Orchester (KV 299) sowie weiteren Werken von Mozart, Debussy und Massenet in der Christuskirche Freital-Deuben, im November stehen in der Marienkirche Pirna zwei Konzerte (7. und 15., u. a. Mozart-Requiem) auf dem Programm.
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