In knapper Form

Kreuzvesper mit Orgelmusik und Wort

Noch einmal fand die Vesper der Dresdner Kreuzkirche in der zuletzt praktizierten Form statt – ohne Gesang, für instrumentale Musik sorgte allein Domorganist Thorsten Göbel (Meißen). In der kommenden Woche soll dann, als erster Schritt der Öffnung im März, wieder Gesang erklingen – man kann nur hoffen, daß es so kommt!

Was die in den letzten Wochen geleistete Arbeit aber weder kritisieren noch minder schätzen soll, im Gegenteil! Denn den Beteiligten aus Pfarr- und Musikbureau, allen, die an Organisation und Realisierung mitgewirkt haben, ist es auch in der schlechtesten Zeit dieser Krise gelungen, ansprechende Vespern zu gestalten, welche dem jeweiligen Thema bzw. Tag, vor allem aber den Menschen zugewandt waren.

Wie am gestrigen Sonnabend vor dem Sonntag Reminiszere, dem zweiten Sonntag in der Passionszeit. Das Lied »Du schöner Lebensbaum des Paradieses« stand diesmal im Mittelpunkt, wozu Thorsten Göbel zunächst improvisierte, über dunklem stetigen Baß die Melodie farbig wie dynamisch wachsen ließ. Wie schon in der Vorwoche sein Kollege Holger Milkau verlas diesmal Superintendent Christian Behr die Worte aus einigen Strophen des Liedes zum zweiten Teil der Improvisation.

Im Wort kehrte er dann zu diesem Inhalt zurück, zum Bild des Baumes und des Lammes, Jesu und dem, was Gläubige in ihm zu finden hoffen. Die Passionszeit ist immer auch eine, die für einen inneren Wandel steht, was jeden erfüllen könne.

Kurz, aber dennoch musikalisch erfüllend, war der Nachklang dieser Vesper. Thorsten Göbel wandte sich hier Johann Sebastian Bach zu, der im dritten Teil seiner Clavier-Übung Choräle verarbeitet hatte. Mit BWV 669 bis 671 (»Kyrie, Gott Vater in Ewigkeit«, »Christe, aller Welt Trost« »Kyrie, Gott Heiliger Geist«) kehrte der Domorganist sozusagen zurück – zurück zu einem alten musikalischen Stil, dem phrygischen Modus, der im späten Mittelalter seine Bedeutung gewonnen hatte und für Bach als Kirchentonart – anders als für uns heute – noch gewohnt und üblich war. Bach war ja bekanntlich »Hauptschuldiger« daran, daß sich der wohltemperierte Stil schließlich durchsetzte. Er wußte ihn ebenso zu gebrauchen wie mit Sinn zu füllen – mit BWV 680 (»Wir glauben all an einen Gott«) schloß die Vesper bereits ab.

28. Februar 2021, Wolfram Quellmalz

Am kommenden Sonnabend 17:00 Uhr wird in der Kreuzvesper nicht nur Gemeindegesang, mit Annekatrin Laabs soll dann erstmals wieder auch solistisch gesungenes Wort erklingen. Auf dem Programm stehen das »Vater unser« und »Nachtgebet« aus den Sechs religiösen Gesängen von Josef Gabriel Rheinberger sowie weitere Werke von Rheinberger, Gustav Adolf Merkel, Carl Piutti und Robert Schumann.

Weitere Informationen zu diesem und anderen Terminen finden Sie unter: http://www.kreuzkirche-dresden.de

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