MittwochsMusik in der Dresdner Lukaskirche

Musikalische Andacht mit Musikern der Sinfonietta Dresden

Am Mittwoch setzte die Gemeinde der Lukaskirche ihre Reihe der musikalischen Andachten »MittwochsMusik« fort. Man kann unter den liturgischen Veranstaltungen der Kirchen derzeit durchaus unterscheiden, denn natürlich werden sie zuallererst durch das Haus und die ausführenden Künstler (welche dem Hause nahestehen) geprägt. Darüber hinaus haben sich zwei wichtige »Hauptrichtungen« herauskristallisiert: So richten sich viele der Andachten auch im musikalischen Teil nach dem Kirchenjahr und greifen eine entsprechende Kantate auf (wobei »passend« nicht zwingend voraussetzt, daß Anlaß der Komposition und Zeitpunkt der Aufführung kalendarisch übereinstimmen). Andere wiederum setzen ganz bewußt weltliche Musik dem Geistlichen Wort (in der Lukaskirche von Pfarrerin Elisabeth Bellmann) gegenüber, wobei diese Musik gerne heiteren, gelösten Charakters sein darf.

Am gestrigen Mittwoch hatten sich Adela Drechsel und Uta-Maria Taubert (Violinen), Yulia Mütze (Viola), Hans-Ludwig Raatz (Violoncello) und Olaf Georgi (Flöte) von der Sinfonietta Dresden Joseph Haydns Sinfonie Nr. 104 vorgenommen. Es ist eine aus dem berühmten Londoner Zyklus, der mit besonderen kompositorischen Einfällen in jedem der Stücke aufwartet. Bei Haydn klingt sie beschwingt, fröhlich, zuweilen (Menuetto) fast burlesk, in jedem Falle kernig.

Da ein ganzes sinfonisches Orchester derzeit kaum denkbar ist, spielte die Sinfonietta Dresden in einer Kammerbesetzung – einer ganz besonderen. Denn die Fassung hatte Johann Peter Salomon angefertigt, ein Zeitgenosse Haydns, außerdem Impresario, Komponist und Verleger. Er war maßgeblich an Haydns Besuch in London und der Entstehung der Sinfonien beteiligt. Als ausgewiesener Kenner bearbeitete er manche Werke für kleine Besetzung, für den »Hausgebrauch« im besten Sinne – Musik kennenlernen konnte man damals am besten, wenn man sie selbst spielte.

In Salomons Fassung erfährt Hob. I:104 manche wesentliche Änderung im Charakter. Schon in der Papierform fällt die Besetzung mit zwei Violinen und einer Flöte auf. (Zum Vergleich: beim Flötenquartett ersetzt die Flöte gewöhnlich die erste Geige, im Flötenquintett gibt es oft Violoncello und Kontrabaß – Salomon hat den außerordentlich hellen Klang also ganz bewußt so hervorgehoben.)

Im Adagio des ersten Satzes überraschte die ungewohnte Klangfärbung wohl all jene, welche die Orchesterfassung der Sinfonie gut im Ohr haben, doch schon im Allegro waren die Sinne der Hörer umgestellt. Ausgezeichnet gefallen konnte vor allem das charmante Wechselspiel von Solostimmen und sinfonischer Verwebung, der rhythmische Gestus, der Motive wachsen ließ, niemals »eilig« klang, auch dann nicht, wenn Haydns verschmitzte Fröhlichkeit durchbrach. Der Urheber dürfte von dieser Fassung beglückt gewesen sein. Der offene, helle Charakter wiederum hat wohl vielen Besuchern gutgetan.

18. März 2021, Wolfram Quellmalz

Am 24. März (18:00 Uhr) gibt es in der Lukaskirche die nächste MittwochsMusik, Dann steht die Kantate »Wo soll ich fliehen hin« (BWV5) von Johann Sebastian Bach auf dem Programm. Ausführende: Musiker der Dresdner Philharmonie sowie Nicolle Cassel (Sopran), Julia Böhme (Alt), Jonas Finger (Tenor) und Cornelius Uhle (Baß).

Über den genauen Termin und die Zugangsbedingungen informieren Sie sich bitte unter: http://www.lukaskirche-dresden.de

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