Sächsisches Vocalensemble feiert 25-jähriges Bestehen
Die Musik Georg Friedrich Händels ist uns nach wie vor gegenwärtig. Kein Jahr vergeht ohne die Aufführung des »Messiah«, Barockensemble spielen seine Konzerte und Opern. Trotzdem erklingt vieles nicht oder selten, nicht zuletzt wegen des teilweise enormen Aufwandes, den eine Realisierung bedarf. So ist das Oratorium »Solomon« legendär, indes kennt man kaum mehr daraus als den »Einzug der Königin von Saba«.
Zum fünfundzwanzigjährigen Jubiläum nahm sich das Sächsische Vocalensemble mit seinem Gründer und Leiter Matthias Jung das Werk am Sonntag in der Dresdner Annenkirche vor. Wie in vielen Projekten des Chores war die Batzdorfer Hofkapelle dabei sein Partner. Beide Ensembles hatten gleichermaßen vielseitig zu agieren, reicht Händels Musik doch von schlank begleiteten Soli und pastoraler Stimmung bis zu prächtig ausgestatteten Chören – Glorienschein inclusive. Im Altarraum der Annenkirche wurde es daher beinahe eng (soweit das derzeit möglich ist), immer wieder wechselten Flöten und Hörner die Plätze, und auch der Chor mußte flexibel agieren. Schließlich tritt er in vielen Szenen und in verschiedenen Rollen (Priester, Israeliten oder einfach als Chor / Volk) auf. Dem Sächsischen Vocalensemble gelang es gerade in den doppelchörigen, vielstimmigen Passagen, die musikalische Leuchtkraft mit der fokussierten Aussage zu verbinden. Das war insofern wichtig, da »Solomon« keinem geschlossenen Erzählstrang folgt, sondern sich aus vier Biblischen Bildern zusammensetzt. Diese plastisch herauszuarbeiten und die jeweilige Stimmung auszuloten, gelang bis hin zum Chor »Praise the Lord with harp and tongue!« (»Preist den Herrn mit Harfen, Zungen«), der den Choral »God alone is good and great« (»Gott allein ist gut und groß«) einschließt, hervorragend.
Darüber hinaus konnte das Vocalensemble mit Tirza Härer und Johanna Ihrig zwei Solistinnen stellen, welche im zweiten Akt (Salomons Urteil) die wichtigen Partien des ersten und zweiten Weibes übernahmen und dabei im Terzett verschmolzen.
Terzette und Duette stellen – wenn auch nur an einigen Stellen – wesentliche Szenen heraus. Dabei fanden Sopranistin Johanna Knauth (als Königin, später noch Königin von Saba) und Countertenor Dmitry Egorov (Solomon) verblüffend zueinander. Ihre Ausgewogenheit, Ausgeglichenheit, schien vollkommen und wurde von dem sorgsam ordnenden Matthias Jung und der Batzdorfer Hofkapelle wunderbar herausgestrichen. Auch solistisch konnte Johanna Knauth überzeugen – sie gehörte zu den überragenden Stimmen des Abends, die sich würdevoll, schwebend in die Höhe hob, engelsgleich fast – gebührend für die Rolle von Königinnen!
Baß Martin Häßler (Levite) und Tenor Tobias Hunger (Zadok) vervollständigten das Solistenquartett, wobei Tobias Hunger seine Evangelisten-Erfahrungen in den rezitativischen Accompagnato-Passagen ebenso auszuspielen wußte, wie er sich in den nachfolgenden Arien dramatisch steigern konnte und damit immer wieder szenische Betonungspunkte setzte.
Die Folge Accompagnato – Arie war typisch, nicht nur für Händel, und zeigt die Nähe zu Italien (wo der Komponist wichtige Lehrjahre verbracht hatte) ebenso auf wie jene zwischen den Gattungen Oratorium und Oper. Schließlich waren die Oratorien nicht nur ein Ersatz oder standen in der Nachfolge der Opernproduktionen Händels, sie wurden in der Regel auch in Theatern aufgeführt.
4. Oktober 2021, Wolfram Quellmalz
Mit dem gelungenen »Solomon« jedenfalls ist die Jubiläumsfeier des Sächsischen Vocalensembles noch nicht beendet. Am 30. Oktober gibt es zum Todestag von Amalie Friedrike Auguste, Herzogin von Sachsen, ein weiteres Konzert in der Annenkirche. Weitere Informationen unter: http://www.saechsisches-vocalensemble.de/