Vesper zum Epiphaniasfest

Kreuzkirche bleibt im Weihnachtskreis

Gerade an solchen Tagen trifft einen das Kulturverbot in Sachsen besonders – gestern  hätte es den traditionellen »zweiten Teil« (Kantaten vier bis sechs) des Weihnachtsoratoriums mit dem Dresdner Kreuzchor und der Dresdner Philharmonie gegeben. Augenblicklich kann man nur hoffen, daß es ab dem 15. Januar wieder weitergeht, doch ist der Kern der Weihnachtszeit dann längst vorüber.

Die Zeit, der Gedanke, blieb in der Kreuzvesper allerdings erhalten. »Wie schön leuchtet der Morgenstern« lautete der Titel der Vesper zum Epiphaniasfest. Kreuzorganist Holger Gehring hatte dafür Bearbeitungen und Phantasien über den Choral aufs Programm gesetzt. Er begann mit einer Toccata Heinrich Kaminskis, weiterhin folgten eine Choralphantasie Dieterich Buxtehudes, eine Choralbearbeitung Johann Pachelbels sowie eine Phantasie von Heinrich Reimann. Dies allein schon war höchst interessant, wie sich die Sicht- und Herangehensweisen über die Jahrhunderte geändert haben. Holger Gehring zeigte sich versiert, den alten, noch älteren und auch den jüngeren, modernen Fassungen eine eigene Stimmung, eine Aura mitzugeben. So schien die große Jehmlichorgel teilweise nicht nur in den Registern, sondern auch in den (Aus)maßen mit den Stücken mitzugehen. Während Heinrich Kaminskis Toccata mit vielen Lichtern funkelte, unter denen sich bald der eine Stern hervortat, schienen Buxtehude und vor allem Pachelbel »eindeutiger«, stärker von einer Singstimme ausgehen, wobei Variationen bzw. Phantasie trotzdem einfallsreich waren. Auf Kaminskis vitales Werk folgte so ein ornamental umranktes Stück, dem sich Johann Pachelbels Sichtweise mit deutlichen Hell-Dunkel-Kontrasten anschloß.

Superintendent Christian Behr las zum Epiphaniasfest aus der Weihnachtserzählung (»Zions künftige Herrlichkeit« nach Jesaja 60 und 1-6 und »Die Weisen aus dem Morgenland« / Matthäus 2, 1-12). Der dritte Teil enthielt die Strophen eins bis fünf zu »Wie schön leuchtet der Morgenstern«, dessen sechste der Gemeindegesang war.

Auch Heinrich Reimann hatte in seiner Phantasie Opus 25 den Choral belehnt. Damit war schließlich neben dem Weihnachtskreis auch der musikalische weit ausgeschritten, denn Reimann gehörte zu jenen Schöpfern, welche die Gattung der orgelsinfonischen Werke geprägt und entwickelt hatten. Dieser kraftvolle Morgenstern könnte sicher noch weit ins neue Jahr leuchten!

9. Januar 2022, Wolfram Quellmalz

In der kommenden Woche ist wieder einmal eine Kreuzchorvesper, zumindest mit den Männerstimmen des Kreuzchores, geplant (Leitung: Kreuzkantor Roderich Kreile, Liturg: Holger Milkau). Weitere Informationen unter: http://www.kreuzkirche-dresden.de

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