Weihnachtliche Kreuzvesper zu Lichtmeß

Capella Sanctae Crucis Dresden mit Heinrich Schütz‘ Weihnachtshistorie

Es ist der letzte Termin, um noch einmal weihnachtliche Texte und Musik aufzugreifen: Mariä Lichtmeß am 2. Februar. Da die Kreuzvesper sich diesmal nicht – wie sonst – auf den folgenden Sonntag bezog, sondern auf den in der Vorwoche liegenden Tag, war es auch der fast späteste mögliche Termin. Ob man weihnachtliche Gefühle noch einmal einfach so »erzeugen« könnte?

Es wurde tatsächlich eine der schönsten und stimmungsvollsten Kreuzvespern der letzten Wochen mit der zunächst nur durch die von draußen dringende Dämmerung und die beiden Weihnachtsbäume beleuchteten Kreuzkirche. Bald nach Beginn wurden Kerzen (Friedenslicht von Bethlehem) angezündet, kurz vor Ende, mit Heinrich Schütz‘ »Das deutsche Magnificat« (Marias Lobgesang) leuchteten dann auch die Lichterbänder an den Emporenrändern auf.

Stimmungsvoll-festlich war aber vor allem das Programm, welches Kreuzorganist Holger Gehring mit der Capella Sanctae Crucis Dresden auf Barockinstrumenten und einem Sängersextett (Heidi Maria Taubert und Dorothea Wagner / Sopran, Stefan Kunath / Altus, Jonas Finger und Stephan Keucher / Tenor sowie Johannes G. Schmidt / Baß) darbot. Ein Ensemble, das sich ausdrucksstark und in den Stimmen ausgeglichen präsentierte. Das zeigte sich schon bei dem Strophenweise im Einzug vorgetragenen »Christum wir sollen loben schon« von Lucas Osiander sowie in Johann Gottfried Walthers besonders festlichem Concerto für Orgel während des Entzündens der Kerzen. Später, ließ Holger Gehring eine freudige Choralbearbeitung Johann Sebastian Bachs zu »Mit Fried und Freud ich fahr dahin« (BWV 616) dem entsprechenden Gemeindelied vorangehen.

In drei Lesungen nahm Superintendent Christian Behr Bezug auf Jesu »Beschneidung und Darstellung im Tempel«, »Gottes Gericht kommt bald« und »Die Erniedrigung und Erhöhung Christi«.

Heinrich Schütz‘ »Historia der Geburt Jesu Christi für Soli und Orchester« (SWV 435) endet nicht mit der Geburt Jesu, sondern schließt noch den Kindermord zu Bethlehem und den Tod Herodes‘ ein. In dieser (chronologischen) Hinsicht war die Wahl dieses »Weihnachtsoratoriums« für den späten Zeitpunkt also durchaus sinnig, ganz abgesehen davon, daß wir uns im Gedenkjahr Schütz22 befinden. Die stimmungsvolle Darbietung durch die Sänger und die unterstützenden Instrumentalisten wurde zu einem der berührendsten Ereignisse der letzten Zeit. Ob die Soprane in den Rollen der Engel, Jonas Fingers flüssige Erzählung als Evangelist oder die Gegenüberstellungen der Soli mit wechselnd Violinen, Posaunen oder Trompeten in den Intermedien – hier ergab sich eine sinnige, ausgewogene, »leuchtende« Interpretation. Schon die Kraft des betonten Wortes »Freude« (Verkündung des Engels an die Hirten, Heidi Maria Taubert) übertrug den wundervollen Anlaß in Musik. Eine Steigerung erfuhr Schütz‘ Historia noch im Eingangs- und Schlußchor des Sextetts. Der Lobgesang des Magnificat kurz vor Ende unterstich dies noch einmal, so daß das Licht nicht nur symbolisch dargestellt und übergeben wurde, sondern zu Herzen gehen konnte.

6. Februar 2022, Wolfram Quellmalz

Am kommenden Sonnabend findet die Gedenkvesper zum Jahrestag der Zerstörung Dresdens statt. Der Dresdner Kreuzchor (Leitung: Kreuzkantor Roderich Kreile) singt dann Rudolf Mauersbergers Trauermotette »Wie liegt die Stadt so wüst« sowie Werke Johann Sebastian Bachs. Weitere Mitwirkende: Kreuzorganist Holger Gehring, Holger Milkau (Liturg), Für die Vesper können Platzkarten (Programmpreis: 5,- Euro) im Haus an der Kreuzkirche oder online erworben werden. http://www.kreuzkirche-dresden.de

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