Kreuzvesper im Rahmen des Barock.Musik.Festes
Am Wochenende kam das Barock.Musik.Fest mit bis zu drei Veranstaltungen am Tag in Fahrt. Reflektierte Bezüge und inhaltliche Schwerpunkte – Musik von Heinrich Schütz, von seinen Zeitgenossen, aber auch von heutigen Kulturschaffenden. So gab es am späten Freitagabend eine Wiederbegegnung mit Fabian Russ, dessen »Kaleidoskop der Räume« in der Unterkirche der Frauenkirche Dresden den klanglichen Rahmen für eine Lesung (Klaus Büstring) aus Robert Seethalers „Das Feld“ stellte.
Den Sonnabend rahmten eine Matinee mit Madrigalen (»Leidenschaft und Liebesschmerz« / Ensemble Ælbgut) in der Schloßkapelle und ein Abendkonzert mit dem Chor der Hochschule für Kirchenmusik, dem Ensemble Q19 und Instrumenta Musica in der Annenkirche. Zwischen Werken Heinrich Schütz‘ gab es die zwei Uraufführungen zu erleben: Matthias Drudes »Herzweide« sowie Franz Kaern-Biederstedts »Auferstehung« – die Beschäftigung mit Alter Musik schließt solche Berührungspunkte nicht aus, sie scheint sie immer wieder anzuregen.
Nachmittags hatte der Dresdner Kreuzchor für eine außerordentliche Vesper in der Kreuzkirche gesorgt, schon deshalb, weil es selbst hier so viel Schütz selten gibt. Staunen ließ, wie der Klang vierstimmig, fünfstimmig, sechsstimmig, in ein, zwei oder vier Chören, teilweise mit zwei Solistenquartetten vor dem großen Chor (Psalmen Davids / »Zion spricht: Der Herr hat mich verlassen«, SWV 46), verströmte. Kreuzkantor Roderich Kreile regte die Kruzianer ebenso zu einem verblüffend geschlossenen Klangbild a cappella an, wie er ein Tuttiensemble mit farbenkräftigen Bläsern zusammenfügte. Zwei Psalmvertonungen faßten den Programmtitel »Klage und Trost« mit emotionaler Wirkungstiefe auf: »Ach Herr, straf mich nicht in deinem Zorn« (SWV 24) und »Jauchzet dem Herren, alle Welt« (SWV 36). Kreuzorganist Holger Gehring setzte mit einer Toccata und einer Ciacona Georg Muffats feingliedrige, jubelnde Orgelstücke dazwischen. Als Instrumentalisten hatte noch einmal die Cappella Sagittariana brilliert, die schon am Vorabend im Kleinen Schloßhof an einem Konzert beteiligt war (unser Bericht: https://neuemusikalischeblaetter.com/2022/05/11/kleiner-schloshof-wurde-zum-musikraum/).
8. Mai 2022, Wolfram Quellmalz
Auch in der Kreuzvesper des kommenden Sonnabends (14. Mai, 17:00 Uhr) wird Musik von Heinrich Schütz erklingen. Die Capella Sanctae Crucis Dresden (mit Heidi Maria Taubert und Dorothea Wagner / Sopran, Johannes G. Schmidt / Baß, Adela Drechsel / Barockvioline, Ulla Hoffmann / Violone sowie Kreuzorganist Holger Gehring / Leitung und Orgel) wird außerdem Werke von Dieterich Buxtehude und Johann Heinrich Schmelzer singen und musizieren.
Gleich heute ist Domorganist Sebastian Freitag im Rahmen des Dresdner Orgelzyklus‘ zu Gast (20:00 Uhr, Dresdner Kreuzkirche). Auf seinem Programm stehen Kompositionen von Buxtehude, Karl Walter, Harald Genzmer und Johann Ludwig Krebs. Eine besondere Begegnung dürfte Max Regers Fantasie und Fuge über den Choral »Wie schön leuchtet der Morgenstern« werden, denn der neue Domorganist widmet sich Regers Werk mit besonderer Hingabe. Mehr dazu wird man sicher vorab im »Gespräch unter der Stehlampe« (19:19 Uhr) erfahren.
Weitere Informationen unter: http://www.kreuzkirche-dresden.de