Dresdner Kreuzvesper feiert einen der frohesten Sonntage
»Cantate Domino – Singet dem Herrn ein neues Lied« hieß es am Sonnabend im Rahmen der Vesper in der Dresdner Kreuzkirche. Der vierte Sonntag nach Ostern ist dabei einer der vielleicht frohesten, wenn man dem Kirchenkalender folgt. Superintendent Christian Behr betonte in seinem Geistlichen Wort die bestärkende Bedeutung des Singens – die Zugänge sind dabei höchst unterschiedlich und reichen vom Schlager über Liedballaden bis zum Choral (und weiter).
In diesem Geist hatte Kreuzorganist Holger Gehring die Vesper musikalisch gestaltet, deren Gesang nicht nur in den Motetten enthalten war, er wohnte auch den instrumentalen Titeln inne. Während man momentan oft – gerade in Kirchen – immer wieder auf Heinrich Schütz trifft, steht er – trotz seines großen Jubiläums – aber nicht allein. Im Gegenteil könnte man in den letzten Wochen und gerade in der Kreuzkirche zum Beispiel eine Buxtehude-Renaissance feststellen. Die Vesper begann denn mit dem Praeludium D-Dur (BuxWV 139) an der großen Orgel. Schon dies ein fröhliches Stück, dem Holger Gehring zu großer Vitalität und Verspieltheit verhalf, den bekräftigenden, festigenden Baß aber nicht fehlen ließ.
Mit der Motette »Afferte Domino« (BuxWV 2) stellten Heidi Maria Taubert und Dorothea Wagner (Sopran), Johannes G. Schmidt (Baß), Adela Drechsel (Barockvioline), Ulla Hoffmann (Violone) sowie Holger Gehring (Leitung und Continuoorgel) sogleich dar, wie effektvoll das Ensemble der Capella Sanctae Crucis Dresden noch mit kleinster Besetzung agieren kann. Echo, Duett und Stimmverläufe traten brillant heraus, die kleine Wegscheiderorgel wechselte vorübergehend aus der Begleiter- in eine prachtvolle Melodierolle. Mit zwei Werken Heinrich Schütz‘ (»Ich will den Herren loben allezeit« / SWV 306 sowie »Ich danke dem Herren« / SWV 284) wurde dieser Eindruck noch vertieft. Während »Ich will den Herren loben allezeit« den Jubel schon im Text trug (nun Dorothea Wagner allein), das Vielfache »Alleluja« immer wieder die frohe Kunde betonte, sorgte Johannes G. Schmidt in »Ich danke dem Herren« für eine gute Balance zwischen erzählerischem Fluß und affektiver Darstellung.
Johann Heinrich Schmelzer, dessen Lebensdaten sich mit denen Schütz‘ überschnitten, hatte nicht wie dieser in Italien studiert, vermutlich gehörten zu seinen Lehrern in Wien aber italienische Geigenvirtuosen. Jedenfalls könnte man seine Sonata quarta aus »Unarum fidium« für Violine und Basso Continuo ohne weiteres als ein italienisches Werk ansehen. Kunstvoll und virtuos ließ das Instrumentaltrio der Capella Sanctae Crucis Dresden die vier Sätze ineinander übergehen und sorgte für eine weitere Bereicherung der Vesper.
Kaum weniger artifiziell (und von italienischen Einflüssen geprägt) war das Kleine geistliche Konzert »Herr, ich hoffe darauf« von Heinrich Schütz (SWV 312) für die beiden Soprane, während mit Dieterich Buxtehude und »Singet dem Herrn ein neues Lied« (BuxWV 98) das Singen im Singen bzw. der Kantate-Sonntag noch einmal betont wurde. Für den frohen Beschluß sorgte schließlich Buxtehudes »Cantate Domino« (BuxWV 12), eine Motette, dem das Ensemble – das doch so klein schien –, nun mit im Terzett verdichteten Sängern, sonntäglichen Glanz verlieh.
15. Mai 2022, Wolfram Quellmalz
Am kommenden Sonnabend gestalten der Knabenchor Unser Lieben Frauen Bremen (Leitung: Ulrich Kaiser) und Marianne von Einsiedel (Orgel), sowie Pfarrer Holger Milkau (Liturgie) die Kreuzvesper. Weitere Informationen unter: http://www.kreuzkirche-dresden.de