Christian Tetzlaff mit einem Programm »um« Mendelssohn
Am Mittwoch kehrte der Residenzkünstler der Dresdner Philharmonie, Christian Tetzlaff, für ein weiteres Konzert in den Kulturpalast zurück. Neben Felix Mendelssohn stand Joseph Haydn auf dem Programm, in der Kombination mit dem Solisten kam das gut an – kein Platz war freigeblieben.
Die Reihenfolge der Stücke hatte Christian Tetzlaff noch kurzfristig angepaßt: Haydns Sinfonie d-Moll Nr. 80 war nun doch die Eröffnung, aber nicht als leichte Konzertouvertüre, wie sonst oft, sondern als Vorgänger Mendelssohns. Beide, Haydn wie Mendelssohn, können noch heute mit ihrem Einfallsreichtum begeistern und überraschen. Unter Christian Tetzlaffs Leitung fand das Philharmonische Kammerorchester zu einer ausgewogen feinen Darbietung, in welcher die Bläser den Rhythmus bestimmten und noch die Akzente betonter Generalpausen paßten. Ein Walzer-Metronom eröffnete die Sinfonie reizvoll, die das Orchester bis in den letzten Satz mit Lebendigkeit ausführte.
Felix Mendelssohn gehört zu jenen Komponisten, welche die Vorgänger, allen voran Bach und Haydn, genau studiert haben. Kein Wunder, wenn es immer wieder Bezüge gibt, und seien sie struktureller Art wie in der Sinfonie Nr. 11 für Streicher. Wie ein ferner Traum hob das Adagio in den Violen und Violoncelli an, um gleich darauf im Allegro molto eine Aufhellung zu erfahren. Christian Tetzlaff ließ mit Übersicht Schattierungen in vielen Stufen aufscheinen, gleichzeitig erfreute das Werk – ein typisch Haydn’scher Effekt, möchte man meinen – mit dem überraschenden Einwurf von Triangel, Becken und Pauke (Scherzo). Und ebenso wie Haydn pflegte der Komponist einen wiegenden Rhythmus, gerade im langsamen Satz. Nicht nur das Menuetto und das Allegro molto des Schlußsatzes bewiesen die große Homogenität, mit der das Philharmonische Kammerorchester und sein Leiter musizierten.
Nach zwei Sinfonien kam das Konzertstück diesmal nach der Pause. Es war nicht irgendeines, sondern Mendelssohns »großer Wurf«, das Violinkonzert e-Moll. Nicht nur ein Publikumsliebling, sondern auch eines der Eröffnungsstücke des neuen Konzertsaales vor zwei Jahren. Nun erklang es also wieder, mit Wolfgang Hentrich am leicht erhöhten Konzertmeisterpult, denn die Leitung mußten er und Christian Tetzlaff sich kongenial teilen.
Die historische Aufführungspraxis kennen die meisten Orchestermusiker (wenn nicht alle) und haben sie in ihr romantisches Spiel eingebettet. Durchaus in Abstimmung mit dem Solisten, denn Christian Tetzlaff pflegt manche leicht aufgerauhte Töne, da durfte und sollte auch das Orchester etwas »knackiger« klingen, die Blechbläser leicht greller. Was für diesen Ansatz und für die Partnerschaft spricht: der romantische Gestus ging keinesfalls verloren, gerade lyrische Passagen erklangen wundervoll gesanglich. So führte die Steigerung in ein pfiffiges, mitreißendes Finale.
Als Zugabe wollte sich Christian Tetzlaff, an diesem Tag eher Primus inter pares, als Solist denn auch nicht allein präsentieren und fügte mit dem Kammerorchester noch Mozarts Rondeau in C-Dur (KV 373) höchst Erquickliches hinzu.
15. Mai 2019, Wolfram Quellmalz